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1. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 47

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 86. Die Türkenkriege. 47 11. Ein Jahr nach dem Rastatter Frieden starb Ludwig Xiv. Ludwigs xiv. (1715). Sein Herz war tief gebeugt und fast aller Hoffnungen be- ° raubt. Vorher schon waren fein Sohn und fein Enkel ins Grab gefunken. Sein Urenkel Ludwig Xv. erbte den Thron. Es war nicht Schmerz, welcher die französische Nation beim Tode des einst so glänzenden Monarchen erfüllte; man fühlte sich vielmehr von einem schweren Drucke befreit. Der Wohlstand des Landes war verbraucht, die Bevölkeruug erheblich zurückgegangen, und eine große Schuldenlast ruhte auf den Schultern der Unterthanen. Wir haben nun noch einiger Kriege Erwähnung zu tun, die teils vor dem Spanischen Erbfolgekrieg, teils während desselben sich abwickelten: der Türkenkriege und des Nordischer: Krieges. Vorerst aber seien die Standeserhöhungen angegeben, die um das Jahr 1700 für teutsche Fürsten eingetreten sind: a. Die brannschweigisch-lünebnrgische (jüngere) Linie der Welsen erlangte vom Kaiser Leopold I. 1692 unter dem Namen Hannover die Kurwürde (neunte Kur). Der erste Kurfürst war Ernst August. Der Sohn desselben, Georg I., Urenkel des Königs Jakob I. von England, bestieg kraft einer Bestimmung des Utrechter Friedens (§ 85, 9) 1714 den englischen Thron, so daß von nun an Großbritannien und Hannover durch Personalunion vereinigt waren. Die Trennung der beiden Staaten erfolgte 1837 mit dem Regierungsantritt der Königin Viktoria. (§ 130, 6.) b. Der prachtliebende und durch seine Körperkraft hervorragende Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen wurde 1697 (Tod Sobieskis) als August Ii. zum König von Polen gewählt, nachdem er vorher zur katholischen Kirche übergetreten war. e. Der Kurfürst Friedrich Iii. von Brandenburg, dessen Ehrgeiz durch die Rangerhöhungen feiner Nachbarn beunruhigt war, nahm 1701 den Titel (Friedrich I.) „K önig in Preußen" an. (Krönung am 18. Januar zu Königsberg). Die Zustimmung des Kaisers Leopold I. wurde durch das Versprechen, ihn im Spanischen Erbfolgekrieg unterstützen zu wollen, gewonnen. § 86. Die Türkenkriege. 1. Nachdem die -Lürten Konftinopel erobert und das ivströntifchc Allmähliches Reich zum Sturze gebracht hatten (1453,1., § 51), faßten sie die Unter-werfnng des Westens und die weitere Ausbreitung des Islam ins Auge. In wiederholten Anläufen drangen sie im 15. und 16. Jahrhundert vor und wurden eine immer drohendere Gefahr für Ungarn,

2. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 80

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
b. Sieg Friedrichs bei Liegnitz (Aug.). c. Sieg Friedrichs bei Torgau (Nov.). Verschlimmerung der Lage Friedrichs 1761. Tod Elisabeths. Günstige Wendung für Friedrich 1762. 80 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. zwang in Sachsen die Pächter der kurfürstlichen Kammergüter, den Zins ein Jahr vorauszuzahlen und ließ minderwertiges Geld prägen. Die Barzahlung für Besoldungen wurde eingestellt. Die Beamten mußten sich mit leeren „Kassenscheinen" begnügen, die nach dem Friedensschluß eingelöst werden sollten. Bittere Not in vielen Familien war die unausbleibliche Folge. Unter diesen Umständen konnte Friedrich nicht angriffsweise vorgehen. Er blieb zunächst in Sachsen und machte Daun gegenüber Versuche, wieder in den Besitz von Dresden zu gelangen. Die Fortschritte der Österreicher in Schlesien aber, wo der mit Friedrich befreundete General Fonqnet geschlagen und eine Vereinigung der Österreicher und Russen angestrebt wurde, nötigten ihn, Sachsen preiszugeben und in Schlesien weiteren Erfolgen der Feinde entgegenzuarbeiten. Obwohl von allen Seiten umstellt und bedroht, wagte Friedrich im August bei Liegnitz a. d. Katzbach einen Angriff auf das Heer Laudons und gewann dank der von ihm entwickelten Schnelligkeit und Kühnheit einen schönen Sieg. Wenige Wochen darauf sielen österreichische und russische Truppen in Brandenburg ein und besetzten Berlin (Oktober). Allein schon die Kunde von dem Herannahen des Heldenkönigs veranlaßte sie zum Verlassen der Hauptstadt. Noch einmal kam es 1760 zum Zusammenstoß. Daun hatte sich wieder in Sachsen ausgebreitet und auf einer Anhöhe bei Torgau links der Elbe Stellung genommen. Friedrich griff ihn im Verein mit Ziethen an und brachte ihn nach einer außerordentlich hitzigen Schlacht zum Weichen (November). Die Österreicher, deren Führer sich nur schwer in das „unbegreifliche Resultat" fügte, zogeu nach der böhmischen Grenze und Friedrich sicherte sich Winterquartiere bei Leipzig. „14 000 aber bedurften keiner Herberge mehr." § 97. Die letzten Kriegsjahre: 1761—1763. 1. Es folgte das Jahr 1761, das tatenärmfte des ganzen Krieges. Friedrich begab sich wieder nach Schlesien und bezog bei Buuzelwitz (unweit Schweidnitz) ein befestigtes Lager, das er, da seine Macht erschüttert war, den größten Teil des Jahres nicht verließ. Unterdessen machten die Feinde besorgniserregende Fortschritte in Schlesien und in Pommern (Kolberg), und England stellte nach dem Tode Georgs Ii. die Subsidienzahlnngen ein. Die Lage Friedrichs verdüsterte sich immermehr und der Augenblick schien nahe, in welchem der Untergang des preußischen Staates erfolgen werde. Da — als die Not am größten — „brach die Sonne durch das Gewölk". Es starb im Januar 1762 die Kaiserin Elisabeth, die erbittertste

3. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 147

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 116. Die Erhebung Österreichs 1809. 147 1808 erfolgte die Ankunft der zwei Kaiser in Thüringens Hauptstadt. Damit die Erfurter Tage einen imposanten Verlauf nahmen, erschienen auf Napoleons Wink auch die Fürsten der Rheinbundsstaaten. Vier Könige und 34 andere gekrönte Häupter beeilten sich, dem Herrn Europas ihre Huldigung darzubringen. Alle erdenkliche Pracht der Welt kam zur Entsaltung. Die Verhandlungen mit Alexander führten zu dem gewünschten Resultat. Napoleon verhieß dem Zaren freie Hand gegen die Türkei und Begünstigung seiner Orientpläne; Alexander erkannte Joseph als König von Spanien an und versprach Unterstützung in einem etwaigen Krieg gegen Österreich. 4. Nun konnte Napoleon an die Unterdrückung des spanischen Ausstandes denken. Ehe er dahin zog, schrieb er, um die Lust zur Erhebung im Keime zu ersticken, an Franz I. einen in hochmütiger Sprache abgefaßten Brief, worin die Worte standen: „Was Ew. Majestät find, find Sie durch meinen Willen." In Spanien brachte Napoleon wohl feinen Bruder Joseph nach Madrid zurück; aber er konnte trotz aller Übermacht das Volk nicht zur Ruhe bringen. Der Kampf tobte fort und endigte 1813 mit der Flucht Josephs aus Spanien und mit der Rückkehr Ferdinands Vii. nach Madrid (1814). § 116. Die Erhebung Österreichs 1809. 1. Während Napoleon in Spanien weilte, begann es in Österreich zu gäreu. Die durch Stein und andere Patrioten angefachte Bewegung war dorthin gedrungen und hatte allmählich alle Schichten der Bevölkerung ergriffen. Die Seele derselben war Gras Stadion, ein Aristokrat aus einem alten schwäbischen Rittergeschlecht, den Franz I. bald nach dem Preßburger Frieden an die Spitze der Staatsverwaltung berufen hatte. Durch und durch deutsch in seiner Gesinnung und von der Überzeugung durchdrungen, daß nur ein tatkräftiges Zusammenwirken von Regierung und Volk den Staat aus seiner drückenden Abhängigkeit von Napoleon befreien könne, suchte er durch zeitgemäße Reformen der Nation vaterländischen Geist, opferwilligen Sinn einzuhauchen und die Volkskräfte zu entfesseln. Bauernstand und Bürgerstand erfuhren Erleichterungen, die Presse wurde von beengenden Vorschriften befreit, die Schule erfreute sich größerer Fürsorge und die Talente im Volke kamen zur Geltung, indem man sie in einflußreiche Stellungen einrücken ließ. 2. Und wie aus dem Gebiet der Verwaltung, so kam es auch im Heerwesen zu heilsamen Neuerungen. Das größte Verdienst um die Regeneration des Heeres erwarb sich Erzherzog Karl, Öfter- 10* Reformen im Staatswesen. Reformen im Heerwesen.

4. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 157

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 119. Die Konvention von Tauroggen. 157 Beginn des Feldzuges als Bestandteil des linken Flügels unter Macdonalds Oberbefehl in die Ostseeprovinzen eingerückt war. York war von leidenschaftlicher Heftigkeit („der alte Isegrim"), aber glühender Patriot und unversöhnlicher Feind der Franzosen. Als die Kunde vom Untergang der Großen Armee zu ihm gedrungen war, erkannte er sofort die volle Wichtigkeit der Entscheidung, die bei Preußen liege. Jetzt oder vielleicht nie, meinte er, sei der Zeitpunkt zur Losreißuug von Napoleon gekommen. Von Maedonald getrennt und von Ostpreußen abgedrängt, wandte er sich an den König Friedrich Wilhelm um Weisungen für sein Verhalten. Da nur eine unbestimmte Antwort eintraf, reifte in Iorks Seele, in welcher militärischer Gehorsam und Vaterlandsliebe eine Zeitlaug mit einander kämpften, der Entschluß, das unnatürliche Bündnis mit den Franzosen aus eigene Verantwortung zu lösen und sich den Russen zu nähern. Die mit dem russischen General Diebitsch eingeleiteten Verhandlungen führten am 30. Dezember 1812 zu der Konvention von Tauroggen (bei Memel), kraft deren Jork und sein Korps sich von den Franzosen trennten und vor der Hand neutral zu bleiben erklärten, bis eine Entscheidung des Königs eingetroffen sei. Iorks eigenmächtige Tat war eine Verletzung des militärischen Gehorsams. Der General hatte ein Bewußtsein von der schweren Verantwortung, die auf ihm ruhte, und der Tragweite seines Vorgehens. In einem an den König gerichteten Brief erklärte er, er sei „bereit, auf dem Sandhaufen ebenso ruhig, wie auf dem Schlachtfeld, die Kugel zu erwarten". Die Rechtfertigung für sein Verhalten sand er aber in der Überzeugung, daß Preußen nur gezwungen an Frankreich Heeresfolge leiste und daß Freiheit, Unabhängigkeit und Größe der Monarchie nur im Bnnde mit Rußland gerettet werden könne. Der König befand sich in schlimmer Lage. Berlin war noch von Franzosen besetzt. Aus allen Seiten von Spionen umgeben, war er in der Freiheit seiner Handlungen gehindert. Er durfte Napoleon keinen Anlaß zu Mißtrauen geben und mußte, so schwer ihm das auch fiel, die Konvention amtlich verwerfen. Um in den Franzosen keinen Zweisel an seiner Treue aufkommen zu lassen, entsetzte er 2)ork seines Postens, knüpfte aber zu gleicher Zeit behuss Herbeiführung eines Bündnisses geheime Unterhandlungen mit Alexander I. au. Das Abfetznngsdekret gelangte nicht in Jorks Hände. 2. Der kühne Patriot blieb bei seinem ersten Schritte nicht stehen. Die Entwicklung der Dinge drängte zu weiteren Handlungen. Die Russen zogen im Januar 1813 in Ostpreußen ein und wurden vom Volke als Retter in der Not begrüßt. Jork folgte und übernahm kraft einer älteren Ernennung als Generalgouverneur die Oberleitung der Provinz. „Mit blutendem Herzen," so schrieb er an Bülow, „zerreiße ich die Bande des Gehorsams und führe den Krieg Yorks Nvr-bringen nach Ostpreußen.

5. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 120

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
120 Ix. Bon der Französischen Revolution bis zum Wiener Kongreß. zurückkehrten, eine Erklärung, welche die Franzosen zum äußersten Widerstande veranlaßte. Bei Valiny in der Champagne stieß Ferdinand von Braunschweig auf den französischen General Keller mann. Es kam im September zu einer resultatlosen Kanonade auf die vom Feinde besetzten Höhen. Hierauf traten die Preußen infolge der vorgerückten Jahreszeit den Rückzug nach Koblenz an, auf welchem sie durch Krankheiten, Kälte und Schwierigkeiten des Marsches ungeheure Verluste erlitten. Unterdessen drang General Dnmonriez von der Champagne aus nach Belgien vor, schlug die Österreicher bei Jemappes in Flandern (November) und vereinigte die österreichischen Niederlande mit Frankreich. Einfall-C^lstilles 5. (gilt anderes Heer machte unter Cnstine einen Einfall in die lande. Rheinlande, eroberte mit geringer Mühe Speier, Worms und zwang auch im Oktober 1792 die wichtige Festung Mainz zur Übergabe. Der Kurfürst und seine Beamten flohen und die Franzosen hielten, indem sie die Herrschaft der Menschenrechte verkündeten, ihren Einzug. Die leichtsinnige Bürgerschaft (wie überhaupt die rheinische Bevölkerung) begrüßte die Fremdlinge mit lauter Freude, löste den Zusammenhang mit dein Deutschen Reiche und beantragte den Anschluß an die französische Republik (Frankreich war unterdessen zur Republik umgewandelt worden). Eine Deputation, an deren Spitze der Forscher und Welt-umsegler Georg Förster stand, übermittelte diese Willenskundgebung an den Nationalkonvent in Paris. So kläglich verlief für Preußen und Deutschland der erste Zusammenstoß mit dem revolutionären Frankreich. Eine neue Epoche der Weltgeschichte war, wie Goethe sagte, eingebrochen. § 108. Der I. Koalitionskrieg 1793—1797. Die Verbündeten. 1. Im Januar 1793 siel das Haupt Ludwigs Xvi. Ein Schänder ergriff die europäischen Dynastien. Mit Entsetzen erkannte man, wohin die blinde Volkswut, der Haß gegen das Königtum führte. In den monarchisch regierten Staaten reifte die Überzeugung, daß man durch gemeinsames Vorgehen der weiteren Ausbreitung der revolutionären Gedanken und Bestrebungen einen Damm entgegensetzen müsse, und diese Erkenntnis führte 1793 zur ersten großen Koalition, welche auf Anregung des englischen Ministers William Pitt des Jüngeren von England, Österreich, Preußen, dem Deutschen Reich, Holland, Spanien und Sardinien geschlossen wurde. Anfängliche Er- 2. Der Gang des Krieges erfüllte anfangs die Verbündeten mit folge der Ver- . r ~ r- 2.. .. , , , bündeten 1793. frechen Hoffnungen. Die Österreicher siegten bei Neer winden

6. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 239

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 141. Der Deutsch-französische Krieg von 1870 und 1871. 239 und dem deutschen Heere die Verbindung mit dem Heimatlande abzuschneiden. Werder erkannte klaren Auges die Gefahr, in welcher die Deutschen schwebten, zog sich in Eilmärschen von Dijon über Vesoul zurück und nahm westlich von Belfort, auf den Höhen hinter der Lisaine (Nebenfluß des Doubs), mit seinem Korps eine günstige Verteidigungsstellung ein (9. Januar), welche den Eingang in das obere Elsaß versperrte. In dieser Gegend, zwischen Herieourt und Montbeliard, kam es nun in den kalten Wintertagen zu Schlachten, ^Eiard die zu den bedeutendsten des ganzen Krieges gehören. Am 15., 16. und17- Januar i87i. 17. Januar warfen sich etwa 150 000 Franzosen aus das 43 000 Mann starke Werder'sche Korps. Werder und seine Leute kämpften mit unerschütterlicher Standhaftigkeit und einem Heldenmut, der an Leonidas und seine Tapferen in den Thermopylen erinnerte. Ihre fast übermenschlichen Anstrengungen wurden mit dem beabsichtigten Ersolg gekrönt. Am 18. Januar wandte Bourbaki der Lisainelinie den Rücken und faßte Lyon als Zufluchtsort ius Auge. Allein es fehlte die Zeit zur Erreichung desselben. Schon eilte der von Paris abgesandte Mantenffel zwischen Dijon und Besan^on in breiter Front heran, um das durch Kälte, Anstrengung und Hunger geschwächte, in Kleidung, Bewassuung und Munition herabgekommene feindliche Heer zwischen die Deutschen und die Schweizer Grenze einzuklemmen. Es nahte das Verhängnis. Ende Januar sah sich die französische Ostarmee vor die traurige Wahl gestellt, entweder zu kapitulieren oder sich auf schweizerischen Boden zu retten. Sie entschied sich für das letztere. Am 1. Februar überschritten etwa 85000 Mann, ausgehungert und nur notdürftig bekleidet, bei Pontarlier die Grenze der Eidgenoffenfchaft. Hier wurden sie entwaffnet und bis zum Frieden gefangen gehalten. Die Übergabe von Belfort erfolgte am 16. Februar. Das war der Schlußakt der furchtbaren Tragödie des Krieges. 8. Während der Kämpfe an der Loire, der Somme und im Süd- Vorgänge in osten Frankreichs hatte Paris schwere Wochen zu erleben. Die Nahrungsmittel schmolzen zusammen, Hunger und Krankheiten griffen um sich, Mut und Zuversicht wichen aus den Herzen der Bevölkerung und der Besatzung und der Aufruhr erhob fein Haupt gegen die Männer, welche nach dem Sturze des Kaisers die Gewalt an sich gerissen hatten. Eine Steigerung aller Übel erfolgte, als die Deutschen nach langem Zögern und „heftigem Ringen widerstreitender Ansichten" am 27. Dezember 1870 das Bombardement auf den Mont Avron (im Osten) und nach baldiger Räumung desselben auf die Forts der Ost-, Süd- und Nordfront, sowie endlich auf die Vorstädte eröffneten. Die zerstörenden Geschosse verbreiteten Furcht und Entsetzen und erzeugten wahre Ausbrüche der Wut und Verzweiflung gegen die germanischen Barbaren. Immer mehr schwand die Aussicht

7. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 234

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
Verlauf der Schlacht bei Sedan am 1. Sept. 1870. 234 X. Vom Wiener Kongreß bis zur Wiederaufrichlung des Deutschen Kaisertunis. Halbkreis und zwar östlich der Maas, von Floing und Jlly im Norden bis Bazeilles im Süden. Am 1. September, früh in nebeliger Stunde, eröffneten die Bayern den Kampf. Sie griffen Bazeilles an, das von den Franzofen dicht besetzt war, fochten sechs Stunden lang in fürchterlichem Straßenkampf, erstürmten Haus um Haus und brachten endlich den erbitterten Gegner zum Weichen. Fast gleichzeitig entbrannte ans der Ost- und Westseite von Sedan die heiße Schlacht. Es war ein Ringen von seltener Stärke, Hartnäckigkeit und Wut, in das nach und nach fast alle Streitkräfte auf beiden Seiten hineingezogen wurden, hing doch vom Ausgaug vielleicht die Entscheidung des Krieges ab. Vou Stunde zu Stunde gewannen die Deutschen au Terrain. Gegen vier Uhr gelang es ihnen, den Ring im Norden zu schließen. Und nun spieen Hunderte von Geschützen tod- und verderbenbringende Geschosse hinein in die umklammerten Massen und auf die unglückliche Stadt. Jeder Durchbruchsversuch mißglückte; ein Entrinnen war unmöglich. Da brachen bei den Franzosen Mut und Kraft zusammen. Infanterie, Kavallerie, Artillerie, alle eilten in wilder Verwirrung in die Festung. Um sechs Uhr hißte man aus einem Tore derselben die weiße Fahne. Der Schlachtendonner verstummte. Bald darauf erschien General Reille, der Generaladjutant Napoleons, vor König Wilhelm und überreichte einen Brief, worin die denkwürdigen Worte standen: „Monsieur mon frere. N’ayant pas pu mourir au milieu de mes troupes, il ne me reste qu’ä remettre mon epee entre les mains de Yotre Majeste. Je suis de V. M. le von frere Napoleon.“ (Mein Herr Bruder! Da ich nicht inmitten meiner Truppen sterben konnte, erübrigt mir nur, meinen Degen in die Hände Ew. Majestät zu legen. Ich bin Ew. Majestät guter Bruder N.). Also der Kaiser war in der Mitte seines Heeres. Welche Überraschung! Der greise König bekundete seine Teilnahme an dem schweren Geschick des Kaisers und ersuchte um Sendung eiues Bevollmächtigten, mit dem die Kapitulation abzuschließen sei. Als solcher erschien General Wimpssen, der nach der Verwundung Mac Mahons den Oberbefehl übernommen hatte. Deutscherseits wurde Moltke mit dem Abschluß der Kapitulation beauftragt. Die Verhandlungen, denen auch Bismarck anwohnte, wurden in Donchery (westlich von Sedan), gepflogen und dauerten die ganze Nacht vom 1. auf den 2. September. Wimpffen fchickte sich nach längerem Sträuben in das Unvermeidliche und unterzeichnete am 2. September früh fechs Uhr die Kapitulationsurkunde, kraft welcher sich die ganze französische Armee samt Waffen und Ausrüstung auf Gnade und Ungnade ergeben mußte. 84000 Mann, außerdem noch etwa 21000 in der Schlacht felbst gefangene, wurden in die Gefangenschaft nach Deutsch-

8. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 30

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
30 Vii. Der Dreißigjährige Krieg. Astronom Kepler, zuletzt Lehrer der Mathematik in Prag, lebte in bitterer Dürftigkeit, mnßte seine Kraft in niederem Erwerbe erschöpfen und starb, nachdem er „beim Regensburger Reichstag um Wiedererstattung seines ihm entzogenen Gehaltes" gebettelt, mit vor Kummer gebrochenem Herzen. Die Dichtung war zu einem matten Abglanz ihrer früheren Höhe herabgesunken. Sie entbehrte der großen Gedanken und der Selbständigkeit, nahm Fremdes zum Vorbild und ahmte es nach; man dichtete sogar in lateinischer Sprache. Nur das Kirchenlied und der volkstümliche Roman bewahrten noch etwas vom Geist der vergangenen Periode. Hinsichtlich des ersteren verdienen Paul Flem-ming (f 1640), Paul Gerhard (f 1676) und der Jesuit Friedrich Spee (f 1635) Erwähnung; hinsichtlich der volkstümlichen Darstellungen ist Christoph von Grimmelshansen (f 1676) hervorzuheben, der in seinem „Simplicissimns" eine äußerst anschauliche Schilderung des Elends und der sittlich verkommenen Zustünde seiner Zeit bietet. Verwelschung der 5. Die b e it t s d) e Sprache ward in jammervoller Weise vernn-Lprache. galtet, verwelscht. Durch die fremden Kriegsvölker (Ungarn, Kroaten, Spanier, Italiener, Franzosen, Schweden re.), welche Deutschland nach allen Richtungen durchzogen und ein ganzes Menschenalter hindurch mit allen Schichten der Bevölkerung in nächste Berührung kamen, gelangte eine Unzahl von fremden Wörtern und Wendungen iit die Volks- und Schriftsprache der Deutschen. Die kräftigen, wohllautenden Ausbrücke der cblen Muttersprache gerieten ganz in Vergessenheit und es trat eine Abstumpfung und Verrohung des Gefchmackes ein, die an das Unglaubliche grenzt. Welchen Grab die S prachmengerei erreicht hatte, mag ans einem Bericht erfehen werben, den Wallenstein nach dem mißlungenen Sturm Gustav Abolss auf die Ziruborfer Befestigungen an den Kaiser erstattete: .... „So hat sich der König (Gustav Aböls) bei biefer impresa (italienisch: Unternehmung) gewaltig die Hörner abgestoßen, inbem er allen zu verstehen gegeben, er wolle sich des Lagers bemächtigen, ober kein König sein, er hat auch bannt sein Volk über die Maßen discoragiret (französisch), daß er sie so liarzardosameiite (spanisch: tollkühn) angeführet, daß sie in vorfallenben occasionen (lateinisch) ihm besto weniger trauen werben; und ob zwar Ew. Majestät Volk valor (ital. spanisch: Tapferkeit) und caraja (Mut) zuvor überflüssig hat, fo hat boch diese Occasion es mehr asse-curiret (lateinisch), inbem es gesehen, wie der König, so alle seine Macht zusammengebracht, rebutirt (französisch) ist

9. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 2

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
2 Vii. Der Dreißigjährige Krieg. das gottesdienstliche Leben pflegen. Dann aber kamen Gesandte des Erzbischofs von Prag und schlossen die Kirche. Auf eine unter Hinweis auf den Majestätsbrief an den Erzbischof und die kaiserlichen Statthalter gerichtete Beschwerde lief der Bescheid ein: im Majestätsbrief fei nur den landesfürstlichen, d. h. den königlichen Städten das Recht des Kirchenbaues eingeräumt, Klostergrab aber stehe unter erzbischöflicher Hoheit. Der von den Protestanten erhobene Einwand, daß nach altböhmischer Rechtsanschauung die geistlichen Besitzungen mit zu dem Krön gut gehörten, wurde nicht anerkannt. 1617 ließ der Erzbischof von Prag, zu dessen Sprengel Klostergrab gehörte, mit Einwilligung des Kaisers die Kirche niederreißen. — Um dieselbe Zeit ereignete sich etwas Ähnliches in dem Städtchen Braunau au der schlesischen Grenze. Auch hier hatten die Protestanten eine Kirche errichtet. Kaum war sie vollendet, so wurde sie unter Berufung auf die Auslegung des Majestätsbriefes auf Befehl des Abtes von Braunau geschlossen, b. Fenstersturz Die Kunde von diesen Vorgängen drang rasch ins Land und (23?M<ni6i8). versetzte die protestantischen Kreise in die höchste Entrüstung. In einer Beschwerdeschrift an den Kaiser klagten sie über Verletzung des Majestätsbriefes, dessen Beachtung ja Matthias zugesichert hatte, und baten um Abstellung der Mißstände. Die Antwort enthielt eine schroffe Abweisung der Beschwerde und steigerte nur die Erbitterung, zugleich den Haß gegen das habsburgische Regentenhaus. Nun bemächtigte sich der Protestanten der Zorn. Auf Betreiben des jungen, leidenschaftlichen Grafen Matthias von Thnrn versammelten sich im Mai 1618 viele protestantische Edelleute mit Gefolge in Prag, um die zur Wahrung ihrer Rechte notwendigen Schritte zu beraten. Ihre Wut richtete sich namentlich gegen zwei kaiserliche Statthalter, Martinitz und Slavata, die als Protestantenfeinde bekannt waren und denen man die Schuld für die ablehnende Haltung des Kaisers zuschrieb. Ant 23. Mai 1618 stürmten sie, bewaffnet und vou einer großen Volksmenge begleitet, den Hradschin hinan, drangen in wilder Aufregung in das Schloß und warfen nach kurzem heftigem Wortstreit, nicht in augenblicklicher Aufwallung, sondern nach vorbedachtem Plane, die verhaßten Statthalter, sowie deren Geheimschreiber Fabrieius zum Fenster hinaus in den etwa 18 Meter tiefen Burggraben. Wie durch ein Wunder kamen sie alle fast unverletzt davon. Aufruhrin 3. Der Fenstersturz zu Prag war offene Auflehnung gegen Bohmen, kie Obrigkeit. Das Bewußtsein davon erfüllte alle Beteiligten und ebenso war ihnen klar, daß der Kaiser seine ganze Macht zu einer harten Bestrafung aufbieten werde. Der Stein war ins Rollen geraten; die Protestanten konnten bei dem Geschehenen nicht stehen bleiben. Um einer Unterdrückung durch kaiserliche Organe vorzubeugen, errichteten sie in Prag eine eigene Verwaltung für das böhmische Land

10. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 71

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 93. Die beiden ersten Schlesischen Kriege u. s. w. 71 bösen Mann". — Da führten in dem Verlaufe des einen Jahres 1745 drei glänzende Siege: bei Hohenfriedberg in Schlesien, bei Sorr Siege Friedrichs. in Böhmen und bei Kessclsdorf in Sachsen, wo Leopold von Dessau (der „alte Dessauer") die Österreicher an einem Vorstoß nach Brandenburg hinderte, eine für den Preußenkönig günstige Entscheidung herbei. Es kam am Weihnachtstage 1745 zum Dresdener Frieden. Friedrich behielt Schlesien und Glatz und erkannte nachträglich Franz I. Stephan als Deutschen Kaiser an. Als ruhmgekrönter Sieger, hochgefeiert von feinen Untertanen, kehrte Friedrich Ii. nach Berlin zurück. Im lauten Siegesjubel wurde ihm bei feinem Einzug in die Stadt der Titel „der Große" zugerufen. Friedrich der Große hatte jetzt zwar dem preußischen Staate Macht und Ruhm erworben, seinen Willen zu einem einflußreichen gemacht, aber er hatte auch den Neid und die Eifersucht der deutschen und auswärtigen Fürsten hervorgerufen und sich den unversöhnlichen Haß der österreichischen Dynastie zugezogen, die vou Stunde an unablässig bemüht war, an der Zertrümmerung der preußischen Monarchie und an der Demütigung ihres stolzen Königs zu arbeiten. d. Friedrichs Tätigkeit in den Friedensjahren 1745-1756. 9. Nun folgten elf Friedensjahre. Es war eine glückliche und fegeus- Eingliederung reiche Zeit für Friedrich und fein Land. Die Eingliederung Schlesiens Scwf,en" erfolgte rasch und ohne Widerstand seitens der neuen Untertanen. Die Protestanten, die bisher manchen Druck zu tragen hatten, freuten sich über den Wechsel der Dinge und die Katholiken fanden keine Ursache zur Klage, als sie merkten, daß Friedrich die weitgehendste Toleranz übte, eine Toleranz, die selbst die Jesuiten noch nach der Aufhebung des Ordens (1773) unangefochten ihre Wirksamkeit in der Provinz ausüben ließ. Friedrichs Hauptforge galt dem Heere, das er als die unerläßlichste Voraussetzung zur Behauptung der errungenen Machtstellung ansah. Er verwendete % aller Staatseinnahmen für militärische Zwecke. Das Heer wuchs zu einer starken, schlagfertigen Kriegsmacht heran, bekam intelligente Offiziere und erlangte bis 1750 eine Höhe von 133000 Mann. Ein wichtiges Anliegen war dem König auch die Hebung der materiellen Wohlfahrt feines Volkes. Daher erfuhren Landwirtschaft, Industrie und Handel durch die von ihm ausgegangenen Anregungen eine mächtige Förderung. Daß die öffentliche Ordnung nur aufrecht erhalten werden könne, wenn im Volke Rechtspflege, das Bewußtfein vorhanden ist, daß gerechte Richter im Lande sind, vor welchem es kein Ansehen der Person gibt, war dem König eine durch Erfahrung und Studium gewonnene Überzeugung. Aus diesem Grunde wandte er der Verbesserung der Rechtspflege alle Sorgfalt
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